Stiftung oder Verein – Rechtsformen bei sozialen Institutionen

Eine vergleichende Analyse der Vor- und Nachteile der beiden Schweizer Rechtsformen aus einer Managementperspektive.

Stiftung und Verein sind bis heute die häufigsten Rechtsformen für soziale Institutionen in der Schweiz. Nach landläufiger Meinung ist jede der beiden Rechtsformen mit besonderen Merkmalen verbunden, welche die Arbeitsweise und insbesondere die Entscheidungsfindung in grundlegenden Fragen prägen. Im vorliegenden Beitrag werden am Beispiel von Institutionen für Menschen mit Beeinträchtigungen die Bedeutung der Rechtsformwahl aus einer Innen- und einer Aussensicht untersucht. Die empirische Basis bildet eine Befragung von Leitungspersonen in 108 Einrichtungen der deutschsprachigen Schweiz aus dem Sommer 2018, darunter 60 Stiftungen und 48 Vereine. Die Ergebnisse zeigen, dass traditionelle Stereotypen nach wie vor weit verbreitet sind und die Ansichten von innen und aussen sich deutlich voneinander unterscheiden. Stiftungen sollen besser geeignet sein, Professionalisierungsansprüche einzulösen, insbesondere dann, wenn sie eine Wachstumsphase durchlaufen. Vereinen wird neben den Mitwirkungsmöglichkeiten eine höhere Flexibilität zugesprochen; der Professionalisierungsnachteil verschwindet mit zunehmender Grösse. Vereinsvertreter sind sich aber bewusst, dass ihre Rechtsform einem latenten Konflikt zwischen demokratischer und professioneller Legitimität ausgesetzt ist.

 

Jost Beglinger und Markus Gmür


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